Kurzkonzept



Kurzkonzept der KiTa Erdenkinder

Unsere Ziele

Die (Selbst-)Bildung anregen und unterstützen.

Die individuelle Eigenart eines jeden Kindes erkennen, zulassen und fördern.

Verbinden, was zusammengehört: Kooperationen schaffen.

Die Wurzeln des Lebens wahrnehmen: Umweltbewusstsein stärken.

Unsere Schwerpunkte

Naturnah und umweltbewusst

Als Ausgleich und Erweiterung zum Leben in der Stadt und einem oftmals technisierten Alltag, möchten wir Kindern die Wurzeln unseres Seins nahe bringen: ihre Umwelt. Als Umwelt bzw. Wurzeln verstehen wir dabei alles, was uns umgibt: die Natur, die Landwirtschaft (Herkunft unserer Nahrungsmittel), die Kultur, aber auch die konkreten Orte, an denen gelebt wird, also auch den Kindergarten. Durch den starken Umweltbezug in unserer Einrichtung wollen wir Kinder sensibilisieren. Sie lernen natürliche Räume wie Wald und Wiesen mit Pflanzen und Tieren kennen, dürfen miterleben, wie lang und auch anstrengend der Weg vom Korn zum Brot in der biologischen Landwirtschaft ist, dürfen diese Nahrungsmittel von (auch unseren) Biobauern tagtäglich bei uns genießen. Sie erfahren, was ihre Kultur auszeichnet, z.B. durch Feste und deren Hintergründe. Darüber hinaus dürfen sie in unserer ökologischen Haushaltsführung erleben, wie z.B. Müll getrennt, kompostiert oder kreativ weiterverwendet werden kann. Auf diese Weise schulen sie nicht nur alle Sinne und erhalten Einblick ins natürliche, landwirtschaftliche und kulturelle Leben, sondern werden zunehmend zu kompetenten Persönlichkeiten, die sich durch eigenes Erleben eine Meinung bilden und Verantwortung für ihr Handeln übernehmen können.

Kooperationen

In unserer Gesellschaft sind die verschiedenen Lebensbereiche voneinander getrennt und finden nach- und nebeneinander statt, so dass natürliches Lernen immer schwerer wird. Kinder haben heute immer seltener Einblick in das Leben der „Großen“, z.B. der Eltern, wenn sie arbeiten gehen, der Großeltern, selbst der Schulkinder. Da sie nur begrenzt miterleben können, was die anderen tun, wird ihnen auch die Möglichkeit genommen, auf natürliche Weise vom Leben zu lernen. Das kann sowohl Kinder als auch Erwachsene überfordern, wenn z.B. Veränderungen anstehen und keine Vorstellung davon besteht, was der nächste Abschnitt (zumindest ansatzweise) bereithält. Deshalb möchten wir Kindern in unserer Einrichtung die Möglichkeit geben, soweit dies in einer KiTa realisierbar ist, vom Leben zu lernen, indem wir versuchen, zusammenzufügen, was ursprünglich zusammen gehörte. Aus diesem Grunde kooperieren wir mit Handwerker(inne)n, Künstler(inne)n und Menschen verschiedener Altersgruppen, die wir bei Interesse mit den schon größeren Kindern besuchen, und die zu uns in die KiTa kommen, so dass die Kinder ihnen auf die Finger sehen und Fragen stellen können, verschiedene Materialien, Werkzeuge und Arbeitstechniken kennen lernen, selber ausprobieren und damit experimentieren können. Kinder können auf diesem Wege ganz natürlich am Vorbild lernen und erhalten gleichzeitig Einblicke in verschiedene Lebenswege, lernen Berufe kennen und eignen sich so spielerisch zahlreiche Kenntnisse und Fähigkeiten an, durch die sie immer selbstständiger, selbsttätiger und gemeinschaftsfähiger werden.

Allgemeine Grundlagen unserer Arbeit

Kindheit zeichnet sich in einem besonders hohen Maß durch Entwicklung, Bildung und Lernen aus. Voraussetzung dafür ist u.a. die Neugierde, die die Kinder immer wieder fragen und staunen lässt. Wir teilen mit Steiner, Freinet, Montessori und anderen Bildungstheoretikern die Überzeugung, dass sich jeder Mensch nach seinem „inneren Bauplan“ entwickelt und bildet, indem er sich mit seiner Umwelt auseinandersetzt. Das heißt, die Umwelt ist ein grundlegender Bestandteil für die Bildung eines Menschen, was er aus ihr aber aufnimmt, wofür er sich entscheidet und was ihn prägt, bestimmt sein innerer Bauplan.

Für uns heißt das, dem Kind die Möglichkeit zu geben, sich entsprechend seinen eigenen Interessen, Bedürfnissen und seinem eigenen Tempo zu bilden. Dafür schaffen wir geeignete Bedingungen. Das bedeutet auch, Kinder in ihrem Handeln, Fühlen und Denken so anzunehmen, wie sie sind, mit all ihren Stärken und Schwächen, ihre Sicht auf die Welt ernst zu nehmen. Kinder sind nicht unfertiger als Erwachsene, sondern sie befinden sich in einer speziellen Lebens- und Entwicklungs- oder Bildungsphase, in der sie für diese Phase speziell denken und wahrnehmen. Auch Erwachsene befinden sich in unterschiedlichen Bildungsphasen, die nicht besser oder schlechter, sondern immer für ein Individuum zu einer bestimmten Zeit angesagt und damit richtig sind. Wir möchten Kinder nicht mit einer Erwachsenensicht überfordern, sondern ihnen Möglichkeiten für eigenes Handeln, Wahrnehmen und Lernen geben.

Da Kinder bis etwa zum 7. Lebensjahr vor allem über das eigene Tun lernen und jedem Begreifen ein Ergreifen mit allen Sinne vorausgeht, ist es uns wichtig, Kindern ein möglichst natürliches Lernen zu ermöglichen, indem wir sie am gesellschaftlichen Leben teilhaben und selbst aktiv werden lassen. Dies unterstützen wir durch

  • die Kooperationen mit verschiedenen Menschen;
  • unsere Werkstatt, in der jeder seine Neugierde befriedigen und seiner Kreativität freien Lauf lassen kann;
  • natürliche Spielmaterialien, wie verschiedene Hölzer, Stöcke, Wolle, Eicheln, Kastanien, Zapfen, … die sich vielseitig verwenden lassen, die alle Sinne ansprechen, Phantasie und Kreativität fördern ( als Basis für späteres abstraktes Denken);
  • Spielzeug aus vor allem natürlich gewachsenen Rohstoffen, das in Form und Funktion wenig festgelegt ist (Stoffpuppen mit Wollfüllung, Holzspielzeug);
  • und durch unseren ökologischen Ansatz, durch den den Kindern tagtäglich die Wurzeln unseres Seins nahegebracht werden.

Unsere vier Leitprinzipien

Geborgenheit

Geborgenheit ist unser grundlegendstes Prinzip. Ein Mensch kann sich und seine Möglichkeiten nur da optimal entfalten, wo er sich geborgen, sicher und beschützt fühlt. Geborgenheit hängt eng zusammen mit dem Urvertrauen, das dem Menschen als treibende Entwicklungskraft in die Wiege gelegt wurde. Es lässt den Menschen mit Vertrauen, Neugierde und Offenheit in die Welt gehen und ist ihm gleichzeitig eine Stütze in allen schweren Lebenssituationen. Ganz besonders Kinder bedürfen auf ihrem Entwicklungsweg zahlreiche Erlebnisse und Erfahrungen, die das Urvertrauen stärken. Sie bedürfen noch in ganz besonderem Maße einer zarten Hülle, die sie schützt ohne einzuengen und die ein Gefühl der Geborgenheit erzeugt und hinterlässt.Um dieses Gefühl der Geborgenheit und damit die kindliche Entwicklung und Bildung zu unterstützen, haben wir unsere Räumlichkeiten (durch entsprechende Wandgestaltung mit Farbkonzept, natürliche Materialien, u.a.) so eingerichtet, dass sie zum Verweilen und Sich-Niederlassen einladen. Auch die zwischenmenschliche Atmosphäre ist geprägt von Wärme, Herzlichkeit und Respekt vor der individuellen Eigenart des Menschen mit all seinen Stärken und Schwächen.

In engem Zusammenhang steht das Gefühl der Geborgenheit mit den anderen Prinzipien, besonders aber dem Prinzip Rhythmus und Struktur.

Vorbild – Nachahmung

Kinder lernen über Nachahmung, daher ist es wichtig, dass sich unsere Pädagog(inn)en als Vorbilder verstehen. Bei uns arbeiten nur Pädagog(inn)en, die sich als echte „Erdenkinder“ begreifen, an deren liebe- und sinnvollem, verantwortungsbewusstem Handeln sich Kinder orientieren und von dem sie sich inspirieren lassen können. In diesem Sinne machen sie keine Angebote, an denen Kinder teilnehmen sollen, sondern sind – stark am Jahreslauf orientiert – selbst kreativ tätig.

Damit Kinder fürs Leben lernen können, müssen sie am und vom Leben lernen dürfen: aus diesem Grund arbeiten wir mit Handwerker(inne)n, Künstler(inne)n und Menschen verschiedener Altersgruppen zusammen. In diesem Zusammenhang ist auch die Sicherheitserziehung zu nennen, indem Kindern nachahmend verschiedene Materialien und Werkzeuge wie „Messer, Schere, Licht“ ausprobieren und dadurch deren Handhabung sicher beherrschen lernen. Letztlich lernen sie durch kleine Misserfolge auch die Grenzen sicheren Handelns zu erkennen und gefährliche Situationen zu vermeiden.

Rhythmus und Struktur

Kinder bedürfen, um sich frei und individuell zu entwickeln, eines halt- und orientierungsgebenden Rahmens, auf den Verlass ist. In der Regel ist das die Familie, sind das die Eltern, das Zuhause und der familiäre Alltag mit seinen Regeln und seinem Rhythmus. Auch in unserer KiTa können sich Kinder auf einen immer wiederkehrenden, haltgebenden Rhythmus verlassen, indem der Tag, die Woche und das Jahr klar und überschaubar strukturiert sind.

Und auch soziale Regelungen bringen Halt, Sicherheit und Struktur in den Alltag. Sie verdeutlichen Kindern, wo Grenzen sind, ermöglichen ihnen aber auch – in Verbindung mit dem Prinzip der Freiheit – sich individuell zu entwickeln. Wichtig ist dabei, dass die Regeln für alle überschaubar und nachvollziehbar sind. Als haltgebende Struktur verstehen wir auch die Gruppe, in der die Kinder über die gesamte KiTa-Zeit verweilen, so dass die Pädagog(inn)en zu echten Begleitern, Vertrauten und Bezugspersonen für Kinder und Eltern werden können.

Freiheit

Kinder denken handlungsgebunden, so ist es von großer Wichtigkeit, dass sie „frei tasten, versuchen, ausprobieren und experimentieren [dürfen], und zwar sowohl mit Material und Werkzeugen als auch mit sozialen Regelungen.“ Sie dürfen sich in der Einrichtung frei bewegen, selbst entscheiden, womit, wie und wie lange sie sich mit etwas beschäftigen, ob allein oder mit anderen zusammen, damit sie die Gelegenheit haben, ihre Neugierde zu befriedigen und in ihrem individuellen Entwicklungs- und Lernprozess nicht gestört werden.

Für unsere Pädagog(inn)en bedeutet das, sich nicht mit Tipps und Hinweisen und der Erwachsenensicht aufzudrängen, sondern vielmehr neugierig zu beobachten, um den Kindern die Gelegenheit zu geben, es selbst zu tun, und erst dann zu handeln, wenn ihre Hilfe erbeten oder dringend notwendig wird.

Eingewöhnung

Damit sich Kinder wohlfühlen und auf die Welt zugehen können, ist es wichtig, dass sie „sicher gebunden“ sind, d.h. dass sie Vertrauen zu einer Bezugsperson haben und sich von dieser auch trösten lassen. Aus diesem Grunde legen wir Wert auf eine sanfte Eingewöhnung, in der das Kind seine neue Bezugsperson und die neue Umgebung kennen lernen kann. Wir gestehen dafür jedem Kind die Zeit zu, die es benötigt. Erfahrungsgemäß sollten etwa drei Wochen für die Eingewöhnung eingeplant werden.

In der ersten Woche sollte ein Elternteil mit anwesend sein. So kann das Kind mit ihm zusammen unsere Einrichtung stundenweise erkunden. Fühlt sich das Kind sicher und sucht immer seltener den elterlichen Rückhalt, kann sich sein(e) Begleiter(in) anfangs für ein paar Minuten zurückziehen. Diese Zeit kann entsprechend den Bedürfnissen des Kindes allmählich auf das volle Stundenvolumen ausgeweitet werden. Wir bitten die Eltern darum, in der Zeit der Eingewöhnung abrufbereit und danach zumindest telefonisch erreichbar zu sein.

Es ist zudem möglich, dass es aufgrund bestimmter Lebenssituationen oder Entwicklungsphasen des Kindes auch lange nach einer erfolgreichen Eingewöhnung dazu kommen kann, dass das Kind zeitweise noch einmal einen stärkeren Rückhalt durch die Eltern sucht und benötigt. Auch in diesen Phasen heißen wir die Eltern ganz ausdrücklich willkommen.

Aufnahmeverfahren

Da uns die Zusammenarbeit mit den Familien sehr wichtig ist, laden wir vor der Aufnahme in unsere KiTa zum „Offenen Haus“ ein; dort stellen wir das Konzept der Erdenkinder vor. Anschließend führen wir mit Eltern und ihrem Kind ein Kennenlerngespräch (gern bei ihnen zu Hause), in dem wir uns über Erwartungen, Hoffnungen und Wünsche austauschen und damit näher kommen können. Dies hilft vor allem den Eltern bei der wichtigen Entscheidung, ob unsere Einrichtungen ihre Erwartungen erfüllen kann oder nicht. Sie sollten deshalb die Gelegenheit nutzen, gegebenenfalls ihre Bedenken zu äußern. Damit unser Konzept mit Leben erfüllt werden kann, ist es wichtig und notwendig, dass alle Beteiligten dieses kennen und es in enger Zusammenarbeit gemeinsam tragen.